Die Kinder mit ihrer Lebendigkeit wird er auch am meisten vermissen. In all den 31 Jahren seiner Tätigkeit am PG findet er, dass sich die Schüler überhaupt nicht verändert haben. „Sie sind nach wie vor sehr verschieden und genau darin liegt die Aufgabe für die Pädagogik.“ Lutz Keils pädagogische Grundpositionen sind philosophisch und theologisch geprägt.Theodor W. Adorno und dessen Maxime „Allererste Aufgabe an Erziehung ist, dass Auschwitz nicht noch einmal sei.“ ist für Lutz Keil ebenso prägend wie der Grundsatz der Reformation „Jeder Mensch soll Gnade in seinem Leben erfahren“.

Insofern ist es nur konsequent, dass es gerade die Fahrten zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau sind, die ihm besonders in Erinnerung bleiben werden, da Lehrer und Schüler dabei „immer wieder gemeinsam etwas zu knacken haben“. Bei solchen Besuchen entstehe stets eine Erfahrungs- und Arbeitsgemeinschaft von Schülern und Lehrern und „auch schwierige Schüler wurden still, weil sich etwas bei ihnen bewegte“. Neben dem Unterricht war er auch Mitglied des Krisenteams, das sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Tod und Trauer befasst, und war in dieser Funktion manchen Schülern und Kollegen Ansprechpartner und Stütze in schwierigen Situationen.

Lutz Keil ist nicht nur politisch interessiert, sondern auch sehr engagiert z.B. als langjähriger Gemeinderat oder Mitbegründer und Vorsitzender des Eine-Welt-Ladens, bei dem zu seiner Freude auch immer wieder Schüler ehrenamtlich mitgearbeitet haben. Somit versucht er seinen Teil zur Umkehr des globalen Gefälles beizutragen, das durch den Irrtum verursacht wird, die 3. Welt müsse von der so genannten 1. Welt lernen. Vielmehr kämen wir doch zu der Erkenntnis, dass der reiche Teil der Welt vom armen lernen müsse. Dies gilt seiner Meinung nach auch für die Pädagogik: „Man kann nicht mit Geld unsere Probleme lösen.“ Ein beachtlicher Satz von einem Gemeinderat in einer der reichsten Gemeinden Deutschlands, der mit einem gewissen Bedauern feststellen muss, dass gerade die jüngeren Kollegen so sehr von der Schule vereinnahmt werden, dass kaum noch Zeit für ein Engagement in Vereinen, der Musik oder der Politik bleibt.

Zum Ganztagsbetrieb hat er keine repräsentativen Erfahrungen, da seine eigenen Kinder davon nicht mehr betroffen waren und er somit nicht sagen könne, wie sich diese Struktur auf das Familienleben auswirke. Das gemeinsame Essen mit Schülern in der Mensa macht ihm Spaß und die Mäkeleien in diesem Zusammenhang empfindet er als typisch deutsch, da sie dem deutschen Hang entsprächen, Probleme zu sehen, bevor Chancen wahrgenommen werden. Dem PG wünscht er, dass es so bleibt wie es früher einmal war, eine Schule, in der kein Schüler auf irgendeine Weise beschädigt wird. Wir wünschen dem angehenden Pensionär, dass er seine geliebten Alpen sommers wie winters genießen kann, auch die übrige Welt immer weiter kennen lernt, viele intensive kulturelle Erfahrungen macht und sich weiterhin für all die Bereiche engagieren kann, die ihm wichtig sind.