Claus Kobitzsch (D, G, Gkd)

Den meisten Schülern der Mittelstufe und deren Eltern war er dieses Jahr eine große Hilfe: der neue Leitfaden für die GFS. Federführend wurde er gestaltet von Claus Kobitzsch, und es steckt eine Menge seiner Pädagogik darin. Dieser Leitfaden macht deutlich, welche Anforderungen bei einer GFS an die Schüler gestellt werden und er zeigt gleichzeitig konkret auf, wie die Schüler diese Anforderungen erfüllen können. Mit einer klar nachvollziehbaren Gliederung und einer verständlichen Sprache bietet er genau das, was dem dienstältesten PG-Lehrer während seiner 38 Berufsjahre immer am wichtigsten war: verlässliche Orientierung. Seinen Schülern will Claus Kobitzsch Orientierung geben, er will ihnen Mut zu einer eigenen begründeten Position machen und sie damit aus einem unverbindlichen „Jein“ herausholen.

Wegen dieser Herausforderung liebt er auch noch nach fast 40 Berufsjahren seinen Beruf und hält ihn für einen besonders wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft: Denn ein passionierter Lehrer vermittelt solides Sachwissen und fundierte Werte für die kommende Generation. Unter drei Aspekten lässt sich sein berufliches Wirken beschreiben: Einblick – Rückblick – AusblickEinblick: Eine hohe Sachkompetenz wird dem Lehrer Claus Kobitzsch von allen Seiten attestiert; was er vermittelt, hat Hand und Fuß. Solide Sachkenntnis ist eine grundlegende Basis für das, was ihm am Herzen liegt: Hilfestellung zu geben auf dem Weg zum mündigen Erwachsenen. Sein eigener christlicher Standpunkt ermöglicht dabei Orientierung und zugleich die Auseinandersetzung über andere Sinnentwürfe, sofern sie argumentativ vorgetragen werden.

Der Schlüssel jeglicher Erziehung ist die Wertschätzung des Gegenübers, damit überhaupt echte Wertvermittlung gelingen kann.Das Ziel dieser Erziehung ist – so der frühere württembergische Landesbischof Hans von Keler – dann erreicht, wenn „ein Mensch […] ein Wertgefühl für sich bejaht und unterscheidet zwischen gut und böse, mein und dein und wahr und falsch.“

Dies ist deutlich abgegrenzt von dem weit verbreiteten utilitaristischen Prinzip: Was nützt mir das?Eine weitere Gefahr sieht Claus Kobitzsch in einem zur Beliebigkeit verkommenen Pluralismus – anstelle einer die Freiheit garantierenden Meinungsvielfalt ist eine unverbindliche Einstellung getreten, die für nichts mehr engagiert eintritt. Die entscheidende Herausforderung in allen bildungspolitischen Neuerungen ist doch die Frage, ob wir die Persönlichkeit des Schülers noch im Blick haben. Hier sind wir alle gefragt. Und es gilt sicher: Die Bildung von jungen Menschen lässt sich nicht beliebig beschleunigen! Manchmal denkt er dann sehnsüchtig zurück an seinen ersten Leistungskurs im Fach Geschichte (Rückblick). Diese Lerngruppe war geprägt von einer hartnäckigen Neugier und einem heißen Diskussionshunger. Weil die regulären Geschichtsstunden nicht ausreichten, diskutierte sein Kurs ein ganzes Wochenende in einem privaten Schrebergarten über Krieg und Frieden – es war die Zeit der Friedensbewegung. So manches Schullandheim lässt dann viele gute Erinnerungen wieder wach werden. Aber auch schmerzliche Erfahrungen an den plötzlichen Abschied von Kollegen und Schülern im Laufe dieser fast vier Jahrzehnte tauchen auf.

Was er am PG immer besonders schätzte, ist die von Hilfsbereitschaft und Solidarität geprägte Atmosphäre, in der eine lebendige Gesprächs- und Lernkultur gepflegt wird. Sein Dank gilt allen am Schulleben Beteiligten: seinen drei Schulleitern, den vielen verständnisvollen und kooperativen Kollegen, den engagierten Eltern und interessierten Schülern – dem Team im Sekretariat und dem „Retter“ in mancherlei Schwierigkeiten – unserem Hausmeister Booch und seiner Frau. Ein besonderer Dank gilt all denen, die mit Verständnis den in den letzten Jahren deutlich engeren Aktionsrahmen von Claus Kobitzsch im Spannungsfeld von familiärer Fürsorge und beruflichen Engagement mitgetragen haben. Und was kommt dann – der Ausblick: Für seinen Ruhestand hat er sich ein Motto von Marie Luise Kaschnitz gewählt: „Das Alter ist für mich kein Kerker, sondern ein Balkon, von dem aus man zugleich weiter und genauer sieht.“ Deshalb freut er sich jetzt auf einen ruhigeren Rhythmus, so dass wieder mehr Zeit bleibt für seine Frau, seine vier Kinder und für Kontakte zu Freunden. Dann ist sicher auch wieder Raum für die zu kurz gekommenen Hobbys (Literatur, Musik und Sport), vielleicht auch für eine Reise und für die Mitarbeit in der Kirchengemeinde. Und wer weiß, vielleicht bekommen wir auch noch etwas vom Autor Claus Kobitzsch zu lesen. Wir sind gespannt und wünschen ihm viel Glück.


Edeltraud Janz-Meyer (D, kR) Inge Bader (B, Ch) Frank Heckelsmüller (E,G,Gkd) Lutz Keil (evang. Religion) Claus Kobitzsch (D, G, Gkd) Hans-Peter Ledermann (E, F) Kristian Seelbach (E, Spa)
Rückblick