"Ihr habt hier ein Herz für Piela"

Mit dieser Erkenntnis verabschiedete sich Baanhanla Mano, Direktorin der Primarschule und Bürgermeisterin von Piela, bei einer Information- Veranstaltung, die die AG "Paten für Piela" in Zusammenarbeit mit der SMV und dem Förderverein Piela/Bilanga (FPB) organisiert hatte.

Seit über 20 Jahren gibt es die Verbindung zwischen dem Ochsenhauser Förderverein, dessen Vorsitzender Erwin Wiest einen Bericht über die Region in Burkina Faso gab, und dem Pestalozzi-Gymnasium. Alljährlich organisiert die SMV einen Kuchenverkauf in der Vorweihnachtszeit, dessen Erlös den Menschen in Afrika zugute kommt.
Zusammen mit einem Betrag von 13 000 Euro, der beim "Charity Walk" der Schule im Jahre 2006 erwandert wurde, und einer "African Night", die das Sozialreferat der SMV im Januar 2009 im "Abdera" veranstalteten, sind im Laufe der Zeit 30 000 Euro durch diese Schulaktivitäten gespendet worden.
Die neue AG "Paten für Piela" möchte neben diesen Aktionen versuchen, Kontakt zu Schülern und Lehrern in Piela herzustellen. Nachdem die Aktivitäten den afrikanischen Gästen vorgestellt waren, zeigte sich Baanhanla Mano beeindruckt davon, dass so viele Mädchen sich für dieses Projekt engagieren. Denn der geringe Anteil von Mädchen, die in Afrika die Schule besuchen, ist eines der größten Probleme, mit denen sie in Piela konfrontiert ist. Den Bau von 18 Schulen hat der FPB bisher finanziell getragen, 40 Prozent der Kinder gehen zur Schule, wobei die Klassengrößen zwischen 60 und 100 Kindern betragen.

Pierre Mano(in grün), ihr Ehemann, berichtete als Koordinator der Krankenstationen in der Region über die Bedeutung der Versorgung mit gutem Trinkwasser, die sich der Förderverein als zweiten Schwerpunkt gesetzt hat.

Erwin Wiest unterstrich dies mit Bildern von neuen Brunnen und Erzählungen über die immer noch weiten Wege, die in den ländlichen Regionen zurückgelegt werden müssen, um an sauberes Trinkwasser zu kommen.

In einer spannenden Frage- und Antwortrunde konnten die Schüler viel erfahren über Familienstrukturen, Einkommensverhältnisse, Wirtschaft, Gesundheitswesen und die klimatischen Gegebenheiten. M. Lampo als Vertreter der protestantischen Kirche der Region erläuterte die Gegensätze zwischen Tradition und Neuzeit, die sich gegenwärtig in Afrika auftun.


Schulleiter Reinhold Hummler fasste den Abend zusammen mit den Worten: "Piela hat für uns ein Gesicht bekommen. " Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit den Schulen in Piela auf eine konkrete Basis gestellt werden kann.

"Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sehen, dass hier alle Kinder in die Schule gehen und das Wasser aus dem Wasserhahn kommt?", fragte eine Schülerin in der Diskussion.

"Ich frage mich, ob wir in derselben Welt leben."

antwortere Bürgermeisterin Mano.

Piela – Verantwortung ist notwendig! - Ein Hintergrundbericht von Janis Haug

„Ich glaube nicht dass Europa Afrika etwas schuldig ist! Die Vergangenheit ist vergangen!“ - Das ist die Antwort auf die Frage ob Europa den armen Ländern, besonders den afrikanischen Staaten die Förderung und die Entwicklungshilfe denn nicht auch schuldig sei für die Verbrechen des Kolonialismus und den jahrhundertelangen Rassismus der selbst heute nicht ganz getilgt ist.
Frau Mano, die Bürgermeisterin des Departement Piela im vernachlässigten Nordosten Burkina Fasos, ist mittleren Alters, ihre Augen wirken irgendwie erschöpft aber dennoch entschlossen, mit einer sympathischen und kraftvollen Ausstrahlung. Sie ist hier um von ihrer Heimat zu erzählen und der Not dort, und das tut sie mit großem Enthusiasmus. Ihre ersten Worte an die Zuhörer waren Worte des Dankes, an den Förderverein Piela-Bilanga, an die Schüler der AG „Paten für Piela“, die diese Informationsveranstaltung organisiert hatten und deren herausragendes Engagement, an alle die gekommen waren um zu hören, was sie und ihre beiden Begleiter, ihr Mann, Vorsteher der Krankenstation in Piela, und Herr Lampo einer seiner Kollegen, sowie Herr Erwin Wiest, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, zu sagen haben.

Ihre Antwort, Europa sei Afrika nichts schuldig, ist vor dem Hintergrund der Verbrechen und der Ausbeutung in der Kolonialzeit eine beeindruckende Antwort! Bis 1960 war Burkina Faso französische Kolonie, die Folgen dieses Kolonialismus spürt man bis heute und wird sie wohl noch viel länger spüren, denn Burkina Faso zählt zu den zehn ärmsten Ländern der Welt, aktuell rangiert es auf der Liste der Vereinten Nationen auf dem drittletzten Platz.
Während die Hauptstadt Ouagadougu noch sehr modern ist (und die drei reichsten Männer der Welt, Warren Buffett, 62 Milliarden US $, der Mexikaner Carlos Slim Helu, 60 Milliarden US $ und Bill Gates, 58 Milliarden US $, zusammen über mehr Reichtum verfügen als alle afrikanischen Staaten südlich der Sahara zusammen) lebt die normale, ländliche Bevölkerung in selbst gebauten Lehmhütten, Casa genannt, in kleinen Dörfer.
38 solcher Dörfer, die man Concession nennt, gibt es im Departement Piela, in denen verteilt, bis auf die 8000-12.000 Einwohner die in der gleichnamigen Haupstadt des Departements sesshaft sind, die 60.000 Einwohner Piela's leben. Die alten Traditionen sind dort auf dem Land noch sehr weit verbreitet, auch das Heiratsgesetz, nach dem eine Frau erst nach Erreichen der Volljährigkeit, mit 19 Jahren, heiraten darf kann dort bei traditionellen Heiratsriten nicht kontrolliert werden.

Die Heirat Minderjähriger ist genauso wenig eine Seltenheit wie die, durchaus legale, Polygamie, die Mehrehe, denn ein Mann mit vielen Frauen und vielen Kindern ist dort ein angesehener Mann, nicht selten wird er zum Dorfchef gewählt. Kein Wunder also das, trotz bekannter Verhütungsmittel wie der Pille und Hormonspritzen, auf eine Frau durchschnittlich 5 Kinder kommen.
In Piela allein kommen pro Tag 4 Kinder zur Welt, in ganz Burkina Faso sind es derzeit knapp 1100 Neugeborene pro Tag, das ist ein Bevölkerungswachstum von 3%. Doch nicht jedes Kind wird erwachsen, die Kindersterblichkeit liegt bis zu einem Alter von 5 Jahren bei 20%, 80.400 Kinder in einem Jahr und selbst von denen, die die ersten Jahre ihres Lebens überstehen hat je nach Region nur jeder 5.-10. die Chance zur Schule zu gehen; die Analphabeten-Quote liegt bei 80-90%. In Piela gab es, bevor der Förderverein aktiv wurde, nur eine einzige Schule.
Industrie gibt es so gut wie gar keine, Bodenschätze sind ebenfalls nicht vorhanden, die Landwirtschaft ist wenig produktiv und von der Regenzeit im Juni bis Oktober abhängig.

In den Städten gibt es Unterernährtenstationen, auf 30.000 Einwohner kommt im Schnitt nur ein einziger Arzt (in Deutschland kommt auf 300 Menschen ein Arzt), bei einer Bevölkerung von 13,4 Millionen Menschen sind das etwa 445 Ärzte in einem Land welches so groß ist wie die alte Bundesrepublik! In Piela und dem Nachbardepartement Bilanga zusammen, mit insgesamt 100.000 Einwohnern, gibt es keinen einzigen Arzt, der nächste lebt in Bogandé, der Provinzhauptstadt Gnagnas!
Als eine Schülerin in der Diskussion die Frage an die Gäste aus Piela stellte, wie es für sie sei nun in Europa zu sein und zu sehen wie wir leben, antworteten sie: „Es ist unglaublich dass es hier so einen Überfluss gibt. Man fragt sich ob man in der selben Welt lebt!“
In der Tat gibt es nur wenige Länder in denen Hilfe so sehr notwendig ist wie in Burkina Faso, doch auch Herr Erwin Wiest, Stellvertretender Vorsitzender des Fördervereines Piela-Bilanga, kurz FPB, spricht nicht von einer Schuld der westlichen Welt, wohl aber von Verantwortung! In einer Welt in der 14% der Weltbevölkerung 62% Anteil am privaten Konsum haben, das heißt an Lebensmitteln, anderen Konsumgütern, Energie und Dienstleistungen, während die restlichen 86% mit den kümmerlichen Resten von 38% auskommen müssen, in der 10-20 Millionen Menschen im Jahr an Hunger sterben, ist Verantwortung jener die sich zu den glücklichen 14% zählen dürfen auch mehr als notwendig!

Förderverein Piela-Bilanga
Der Förderverein leistet hier professionelle Hilfe, fast jeder Spendeneuro wird von ihnen, laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, vervierfacht. Der Verein, mit Hauptsitz in Steinhausen, wurde 1982 gegründet. Es ist ein Verein auf Zeit, 1987 wurde er das erste Mal bis 2000 und später zum Zweiten Mal bis 2010 verlängert und auch eine weitere Verlängerung bis 2020, nach einer gründlichen Prüfung ob die Voraussetzungen für eine sinnvolle Hilfe noch gegeben sind, ist vorgesehen. So möchte der Verein gewährleisten dass er sich ständig erneuert und den Menschen in Piela und Bilanga so die bestmögliche Hilfe gewährt.
Mit Erfolg! In den 27 Jahren seit der Gründung des Vereins hat dieser lokale Selbstverwaltungs-, Frauen- und Menschenrechtsgruppen unterstützt, er hat kommunale Strukturen gefördert, beispielsweise wurden die Krankenstationen ausgebaut, er hat die Bevölkerung für manche Themen sensibilisiert und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, durch Bohren zahlloser Brunnen und dem Bau gut verteilter Wasserverkaufsstellen, sichergestellt.
Doch der größte Verdienst liegt in der Bildung und Erziehung, 14 Primarschulanlagen (Die Primarschule in Burkina Faso hat sechs Klassen und entspricht unserer Grundschule) wurden errichtet und mit Grundwasserbrunnen für die Schüler, Lehrerwohnungen, Solaranlagen, Toiletten und Schulgärten ausgestattet.

Allein durch die Brunnen und die Toiletten sank die Kindersterblichkeitsrate rapide, außerdem stieg die Zahl der Kinder die zur Schule gehen auf 40% und, besonders erfreulich, es sind erstmals gleich viele Mädchen wie Jungen die am Unterricht teilnehmen können.
Dennoch, ohne eine Weiterbildung an einer weiterführenden Schule und davon gibt es nur eine in Piela, ein Lycée welches unserem Gymnasium entspricht, haben sie dennoch keine Chance auf einen Beruf in der Stadt und werden wohl auf dem Land bleiben und wie ihre Eltern von dem was sie diesem abringen können, leben müssen.
Deshalb ist es in den nächsten Jahren das Ziel des Fördervereins, zusammen mit der evangelischen Kirche ein CEG, eine Mittelschule, zu bauen. Auf längere Sicht drückte Herr Wiest die Ziele des Vereins so aus: „Jedes Dorf sollte zwei Schulen haben, dass wirklich jedes Kind die Chance hat eine Schule zu besuchen. Doch ich befürchte dass Ich das nicht mehr erleben werde.“ Auch ein weiteres Lycée soll gebaut werden, da mehr Schüler ein solches gern besuchen würden als an dem einen vorhandenen Plätze frei sind.


„Das Land der Aufrichtigen“
Es wird und wurde bereits schon viel getan, doch immer noch ist Burkina Faso eines der ärmsten Länder der Welt und immer noch ist die Kindersterblichkeit und die medizinische Versorgung fatal, der Hunger und das Elend weit verbreitet.
Im September regnete es so stark das es Überschwemmungen gab, die tausenden von Leuten die sowieso schon nichts hatten alles nahmen. Allein in Piela sind 7000 Menschen obdachlos geworden. Sie haben kein Dach über dem Kopf, nichts zu essen, überhaupt nichts! Die Ernten wurden zerstört und nun steht eine Hungersnot bevor!
Denn die Bevölkerung lebt überwiegend als Selbstversorger und der Staat hat nicht die Mittel seine Bürger vor den schrecklichen Folgen dieser Missernte zu bewahren. Wir haben diese Mittel...!
Darum sollten wir uns verantwortlich fühlen, Burkina Faso heißt „Das Land der Aufrichtigen“ aber es ist auch das „Land der Hungernden“ und das „Land der Friedfertigen“. Wo sonst auf der Welt kommt es, in einem Land in dem über 60 verschiedene Volksgruppen zusammenleben, die alle ihre eigene Sprache, ihre eigenen Riten und ihren eigenen Glauben haben, nie zu Konflikten zwischen den Volksgruppen und den Religionen, schon gar nicht zu gewaltsamen.
50% der Bevölkerung sind Animisten, sprich die Anhänger alter afrikanischer Naturreligionen, 40% Muslime und etwa 10% Christen (9% Katholiken,1% Protestanten).

„Religion ist bei uns Privatsache.“ Heirat zwischen den Religionen? Kein Problem, ein Mann darf so viele Frauen haben wie er sich leisten kann, doch deren Religion ist ihre Sache, Missionieren tun nur Europäer. Schon allein das macht die Menschen in Burkina Faso zu etwas Besonderem.
Hilfe, haben sie auf jeden Fall verdient! Darum ist es wichtig Organisationen wie den Förderverein Piela-Bilanga, zu unterstützen. Denn während wir uns fragen ob wir zum Mittagessen lieber einen Döner oder ein saftiges Steak mit einer extra Portion Pommes essen, stirbt alle fünf Sekunden ein Kind an Unterernährung! 6,5 Millionen im Jahr, der Großteil in den sogenannten Entwicklungsländern. Doch die Erde hat mehr als genug Lebensmittel um alle Menschen zu ernähren, würden sie nur gerecht verteilt werden. Darum muss man Verantwortung zeigen. Hunger ist nicht notwendig, Leben keine Ware!

Janis Haug,11a


Rückblick