Für eine Kultur des Erinnerns

SchülerInnen der Klasse 11a veranstalten mit ihrer Kunstlehrerin Simone Ludescher und der Klasse 9a der Dollinger Realschule eine Ausstellung anlässlich des 70. Jahrestags der Bücherverbrennung im Nationalsozialismus.  

Machtergreifung - Gleichschaltung - Rassenwahn - Krieg - Verbrechen gegen Völkerrecht und Menschlichkeit, das sind in der Regel die bösartigen Highlights, wenn man im Geschichtsunterricht „Hitlerei" erinnert. Eher beiläufig erwähnt werden die organisierten und nicht nur in Berlin sondern in vielen Städten durchgeführten Bücherverbrennungen, bei denen man lange vorwiegend fanatisierte und dümmliche SA-Barbaren am Werke sah.
Am 10. Mai hat sich dieserTag zum 70. Mal gejährt und neue Forschungen haben ergeben, dass sich gerade die „Elite" der Studentenschaft - später durchweg in leitenden Positionen zu finden - nicht zu schade war, die Scheiterhaufen mit den Büchern verbotener oder verfemter Schriftsteller zu füttern. Renommierte Germanisten lieferten die ideologische Rechtfertigung - natürlich sehr feinsinnig und kultiviert, aber „vor leiser Mordlust bebend", wie die „Zeit" jüngst schrieb.
Schülerinnen und Schüler der Klasse 11 a des Pestalozzi-Gymnasiums mit ihrer Lehrerin Simone Ludescher und der Klasse 9a der Dollinger-Realschule mit ihrem Lehrer Hermann Schnirring haben sich im Kunstunterricht intensiv mit dem für sie zunächst unvorstellbaren Vorgang auseinandergesetzt. Sie erkannten schnell die Absicht der Nazis, die betroffenen Schriftsteller zu demütigen und exemplarisch die Freiheit der Gedanken zu bekämpfen.
Aber sie durchschauten auch die tiefere Bedeutung der Vorgänge: Das geistige Deutschland brachte sich selbst - seine Ideale, seine Werte - um und sie lernten Heinrich Heines prophetisches Wort zu verstehen: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen". Wie nun die Jugendlichen auf sehr unterschiedliche Art und Weise , einerseits auf hohem intellektuellem Niveau und andererseits in sehr anschaulicher Form, ihre Erkenntnisse und Betroffenheiten künstlerisch darstellten, zeigt eine Ausstellung von Grafiken und Installationen im Komödienhaus, die vom 15. bis 21. Mai zu sehen war.
Bei der Vernissage, partnerschaftlich eröffnet von Simone Ludescher und Hermann Schnirring, erläuterten die jungen Künstler dem stark beeindruckten Publikum ihre Werke. „Eingemachtes", „Verbrannte Werte", „Todesurteil (2003)", „Der Freidenker", „Die Klagemauer",
sind u.a. die Titel, die die Schülergruppen ihren Werken gegeben haben, wobei die Gymnasiasten vorwiegend mit den Mitteln der Collage, der objets trouves, arbeiteten; die Realschüler
vertrauten eher auf die Aussagekraft des Symbols „Asche".

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