Alles ist Chemie, aber Chemie ist nicht alles

Wir trauern um Studiendirektor Max Barthel, der im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Wie kaum ein Anderer hat er die Entwicklung und das Klima der Schule mitgeprägt. Er war der letzte Vertreter einer Lehrergeneration, deren Ausbildung durch Krieg, Fronteinsatz, Verwundung und Kriegsgefangenschaft unterbrochen wurde.

So konnte Max Barthel erst 1946 in einem Sonderlehrgang für Kriegsteilnehmer sein Abitur ablegen. Danach studierte der gebürtige Franke Biologie, Chemie und Geographie in Erlangen. Nach Abschluss der pädagogischen Ausbildung sammelte er 13 Jahre lang Erfahrung im Privatschuldienst.
1965 kam er nach Biberach an das damalige Progymnasium für Mädchen, wo er schon 1972 zum Studiendirektor und Fachleiter des Fachbereichs Chemie ernannt wurde. In den Jahren des Aufbaues und des Neubaus der Schule hat Max Barthel die Einrichtung und den Ausbau des Fachbereichs Chemie wesentlich mitbestimmt und wurde zum "Chefchemiker" der Schule.

Viele Stunden verbrachte er in seiner Sammlung, sein Perfektionsanspruch war nicht zu übertreffen. Der Funken seiner Begeisterung für die Chemie sprang auf die Schülerinnen und Schüler über. Sein Hauptanliegen war aber nicht nur das Fach, sondern in gleicher Weise die persönliche Entwicklung der Schüler. Für die Schüler war er stets Respektperson, zugleich aber auch ein verständnis- und vertrauensvoller Helfer, denn er vergaß nie den an seinem Stehpult befestigten Wahlspruch: "Alles ist Chemie, aber Chemie ist nicht alles."
Mit seiner bescheidenen und zurückhaltenden Art war Max Barthel auch bei den Kollegen beliebt, die er oft mit kleinen Aufmerksamkeiten überraschte, wenn er ihnen etwa für die Abituraufsichten eine Tasse Kaffee brachte. Es fiel ihm sichtlich schwer, seine Schule loszulassen, als er im Jahre 1989 in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Mit großer Begeisterung brachte er seine Lehrerpersönlichkeit auch nach der Pensionierung am Abendgymnasium und an der Fachhochschule ein, aber er blieb dem Pestalozzi-Gymnasium auch innerlich eng verbunden. Und wie kann man einen Kollegen vergessen, der in seinem letzten Brief an den Schulleiter schrieb: " Niemand weiß, wie gerne ich am PG war. Wenn's da droben ein Labor gibt und Schülerinnen und Schüler, dann ist mir alles recht."


Rückblick