Junge Schauspieler wagen sich an große Themen heran

Umjubelte Premiere feierte das neue Theaterstück der Kleinen Theater-AG mit dem Titel „Fast Hamlet oder: Der kleine Prinz von Dänemark“. Weit über 20 Akteure standen im Komödienhaus auf der Bühne und sind dem großen Tragödienstoff mehr als gerecht geworden.

Der Titel ist der Tatsache geschuldet, dass die beiden Regisseure Susanne Bloching und Thomas Büttner auf Grundlage von Shakespeares „Hamlet“ und Thorsten Letsers „Der kleine Prinz von Dänemark“ ein neues Stück verfasst haben. Statt – wie die beiden Spielleiter im Begleitheft schreiben – „Siebtklässler dazu zu verdammen, in einem überpädagogisierten Klassenzimmerdrama“ zu spielen, haben sich die Schüler der Unter- und Mittelstufe mit großen Themen, Rollen, Gefühlen und berühmten Monologen befasst: „Sein oder nicht sein.“

Bei Thorsten Letser wird diese bedeutungsschwangere Thematik mit dem „Kleinen Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery verknüpft. Der Biberacher Version gelingt dabei eine überzeugende Kombination aus diesen so unterschiedlichen Ansätzen. Das Wagnis ist also voll und ganz aufgegangen.

Anders als bei Shakespeare beginnt der erste Teil des Stücks vor dem Mord am König von Dänemark (Constantin Ruppel). Sein Sohn Prinz Hamlet (Jonas Mersinger) erfährt von einem Mordkomplott der Verschwörer Claudius (Elias Härle) und Polonius (Luca Wetterau). Verzweifelt und scheinbar wie von Sinnen versucht er, den drohenden Mord zu verhindern, wodurch er aber auch seine Geliebte Ophelia (Alina Coskun) in Gefahr bringt.

Das sich entwickelnde Drama steuert unausweichlich auf seinen Höhepunkt zu: Alle vier Kombattanten meucheln sich gegenseitig. Der übrige Hof von Dänemark, die Diener Bernardo (André Schwarz) und Francisco (Janna Russ) sowie die Putzfrauen (Anna Koch, Barbara Waibel, Eva Blech und Celia Castrillon), bleibt allein zurück.

Die Einleitung sowie die Überleitung zum zweiten Teil gaben die Bühnenarbeiter (Pia Suhm und Marie-Louise Zimmermann), die den ach so schweren Tragödienstoff herrlich ironisch brechen.

Mit denselben Rollenfiguren versehen nimmt dann im an Thorsten Letser angelehnten Teil das Unglück seinen Lauf, wobei hier mehrheitlich nach den Jungen nun die Mädchen zum Zug kommen. Der kindliche Hamlet (Annija Nagler) erfährt von den Mordplänen der Verschwörer (Sarah Hartmann und Sarah Wiest) an seinem Vater (Julian Schuster). Dieser kehrt aus dem Krieg zurück und hat seinem Sohn einen Wilden (Nasma Idderhem) samt Dolmetscher (Tamás Kaszab) mitgebracht.

Aber auch der Sohn hat etwas mitzuteilen und tut dies in einem Puppenspiel mit seiner Freundin Ophelia (Luzie Russ). So kann zwar der Mord an dem charismatischen König verhindert werden, aber tragisch endet auch diese Geschichte. Daran ändern auch Bernardo (Vera Hirsch), Francisco (Janna Russ) und die Wache (Cyriel Montel) nichts.

Die PG-Schauspieler haben sich einer großen Aufgabe gestellt und sie mit Bravour gemeistert. Das Kalkül der Theaterleiter Susanne Bloching und Thomas Büttner ging also auf: Man kann und muss sich an großen Themen heranwagen. Zu dieser gelungenen Inszenierung haben auch die Techniker (Daniel Lange und Nick Arnhold), die Maske (Ilaria Labrosciano, Veronika Naskovska, Stefanie Luippold und Sabrina Herzog) und das Bühnenbild (Franz Walter) beigetragen.


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