Abschied von Rainer Weller

Der am 4. Juli verstorbene Kollege Rainer Weller prägte das Pestalozzi-Gymnasium außerordentlich. 1963 hatte er das Staatsexamen in den Fächern Deutsch und Englisch abgelegt. Von diesem Zeitpunkt an bis zur Pensionierung 2001 profitierte die Schule von seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten.
Bereits 1974 zum Studiendirektor und Fachabteilungsleiter Englisch ernannt, also neun Jahre nach seinem Referendariat am „Pestalozzi-Progymnasium für Mädchen“, initiierte er nach und nach Schulpartnerschaften mit England und Georgien. Zudem war er Vorsitzender des Personalrats und Vertrauenslehrer.
Er selbst bezeichnete sich als „Gluifenmichl“, eine schwäbische Bezeichnung für jemanden, der alles bis ins kleinste Detail ausarbeitet. Mit immensem Fleiß und Leidenschaft widmete er sich Sprachen wie z. B. Georgisch und Türkisch, der Literatur, der Architektur oder der Kunst. Als Mitherausgeber der Festschrift „150 Jahre Pestalozzi-Gymnasium“ trug er einen erheblichen Anteil zum Rückblick auf die Geschichte des PG bei.
Dabei war er immer extra. Sein „Schneckenhaus“ sorgte stets für Gesprächsstoff in der Stadt. Humor und lässiges Auftreten waren legendär. In einer Zeit der überbordenden politischen Korrektheit fuhr er gern schnell und schnelle Autos, liebte einerseits das Heldenhafte der John-Wayne-Klassiker, gab andererseits die Schülerzeitung „EMMAnzipation“ heraus und betreute mit seiner Frau Christl die Kinderläden der 60er Jahre. Viele sahen in ihm deshalb einen Progressiven, er urteilte so: „Wir Lehrer können gar nicht anders als konservativ sein, da wir ja die Werteordnung der Gesellschaft repräsentieren. Alles, was wir tun, zeigt einen bewahrenden Charakter.“
Kurzum er war souverän – auch im Umgang mit seiner schweren Krankheit. Am Samstag, den 4. Juli, ist Rainer Weller gestorben. Er wurde 77 Jahre alt.
Holger Berg

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