Berühmter Lateinprofessor liest am Pestalozzi-Gymnasium

Einer der bedeutendsten Altphilologen in Deutschland, Professor Niklas Holzberg aus München, hat am Pestalozzi-Gymnasium (PG) einen äußerst gut besuchten Vortrag zum Thema „Ovid als Erzähler“ gehalten.

Vor sehr zahlreichem Publikum, das zum großen Teil aus Lateinschülern des PG und vieler umliegenden Gymnasien (Laupheim, Ochsenhausen, Ehingen, Riedlingen, Bad Waldsee, Bad Wurzach, Sigmaringen, Aulendorf-Blönried sowie BSBZ und Wieland-Gymnasium) bestand, behandelte der renommierte Wissenschaftler die Geschichte von Latona und den lykischen Bauern aus Ovids „Metamorphosen“. Damit eröffnete er seiner interessierten Zuhörerschaft ganz neue Einblicke in diesen Mythos und zeigte anschaulich, wie philologische Arbeit aussieht. Die „Metamorphosen“ dürfen als das wirkungsmächtigste Werk der antiken römischen Literatur gelten.

Das 15 Bücher umfassende Werk versammelt etwa 250 Verwandlungsgeschichten und bietet damit ein breites Spektrum an antiken Mythen. Unter anderem werden die ersten Flugversuche der Menschheit geschildert (Dädalus und sein Sohn Ikarus, der – allzu übermutig geworden – der Sonne zu nah kommt und abstürzt) oder auch die tragische Liebesgeschichte von Pyramus und Thisbe, die Shakespeare als Vorlage für „Romeo und Julia“ diente. Professor Holzberg wandte sich in seinem Biberacher Vortrag der Sage zu, an deren Ende Bauern, weil sie der Göttin Latona den Zugang zum Trinkwasser verweigern, in Frösche verwandelt werden. Diese hören allerdings nicht mit ihren Schmähungen auf, die Ovid lautmalerisch als „qua qua“ umzusetzen versteht.

In sehr lebendigem, kurzweiligem Vortrag verstand es Holzberg, auch textlich komplexe Sachverhalte zu vermitteln. So zeigte er auf, welche Vorbilder Ovid für einzelne Motive zur Verfügung standen und wie er diese kreativ weiterentwickelte. Auch erläuterte er die Ätiologie der Metamorphosen: Sie lieferten eine mythische (nicht naturwissenschaftliche) Erklärung für das Gequake von Fröschen.Der Referent Niklas Holzberg studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg Latein, Griechisch und Deutsch. Nach Promotion und Habilitation war Holzberg 30 Jahre Professor für Latinistik an der Universität München. Seit seiner Emeritierung 2011 arbeitet er als Lehrbeauftragter an der Universität Bamberg.

Sein wissenschaftliches Schrifttum zeichnet sich vor allem durch Arbeiten, die sich an ein breites Publikum wenden, aus. Unter diesem Vorzeichen wollte er auch seinen Vortrag am PG verstanden wissen.Die 200 Zuhörer, die die Mediothek des PG bis auf den letzten Platz füllten, dankten Professor Holzberg mit kräftigem Applaus für diese „ganz außergewöhnliche Veranstaltung“, wie sie Oberbürgermeister Norbert Zeidler in einem Grußwort bezeichnet hatte. Die organisierenden Lateinlehrer am PG, Gunda Herzog und Johannes Geyer, schlossen sich diesem Dank an und bezogen ihn auch auf ein Seminar, das Holzberg am Vormittag mit den Lateinschülern der Oberstufe am PG abgehalten hatte. Die Veranstaltung wurde durch den Förderverein des PG finanziell unterstützt.


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