Kästners „Die Schule der Diktatoren“

Eine „eiskalte Komödie“ nannte Hermann Kesten Erich Kästners Stück aus dem Jahr 1956. Und tatsächlich bleibt dem Zuschauer manchmal das Lachen im Hals stecken, wenn die Diktatoren wie am Fließband produziert werden. Das war bei den Aufführungen der Großen Theater-AG nicht anders zu beobachten als auf den großen Bühnen.

Der Professor (Liam Warner) hat die Schule der Diktatoren gegründet, aus der Präsident Nr. 4 (Cyriel Montel), Nr. 5 (Stefan Birkenmaier), Nr. 6 (Benjamin Krasjuk) und Nr. 7 (Leia Weiss) hervorgegangen sind. Dieser Fundus an Staatsoberhäuptern ist auch vonnöten, da der aktuelle Präsident (Luna Haushalter) einem Attentat zum Opfer fällt.

Diese Marionetten, zu denen auch die Präsidentengattin (Sophie Fuß) und deren Tochter (Celina Schubert) gehören, wird von der Entourage des Professors beherrscht: Der Stadtkommandant (Finja Friedrich), der Inspektor (Daniel Vo), der Leibarzt (Tabea Schweikert), der Kriegsminister im Rollstuhl (Sarah Weiss), der Major (Pauline Dittrich) sowie der Panzerleutnant (Lars Hecker) dienen alle dem Zweck der Unterdrückung.

Allein die Freudendamen (Frederike Aschenbrenner und Katharina Luippold) haben sich nicht wirklich positioniert. Der Buchhalter (Hubert Stöferle) und der Hausierer (Daniel Middeke) sowie die Wirtin (Karolin Krasjuk) bieten der Macht des Professors ebenfalls kein Paroli. Erst der siebte Präsident begehrt gegen die Diktatur auf, muss dafür aber auch büßen. So bleibt alles beim Alten.

Das unter der Regie von Veronika Kirsch und Stefan Birkenmaier agierende Ensemble aus den Klassen 10 bis 12 schafft es, an einem langen Theaterabend eine fast schon klaustrophobische Stimmung zu erzeugen. Auch die Technik (Luis Arnhold und Patriz Lutz) trägt dazu bei. Das Stück, das Kästner explizit nicht nur auf die Erfahrung des Nationalsozialismus bezogen verstanden wissen wollte, bekommt mit der Leistung der Großen Theater-AG eine zeitlose Aktualität.


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